Kleine Geschichte  des Leders

Die Kunstfertigkeit der Lederherstellung, also das Haltbarmachen von Tierhäuten, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon unsere ältesten Vorfahren konnten Leder herstellen und nutzen es als schützende Kleidung, Zeltbahnen, Wasserbehälter, Boote und vieles mehr.

Herstellung und Nutzung von Leder in der Steinzeit

Schon in der Steinzeit haben die Menschen erkannt, dass die Häute und Felle der von ihnen erjagden Tiere einen sehr guten Schutz des Körpers bieten, in Form von Kleidung oder Zelten z.B..

Jägern und Sammler versuchten damals, restlos alles vom Tier zu verwerten, und stellten aus den Tierhäuter Leder her. Wie unsere Urahnen es schafften, die Tierhäute zu gerben und sie somit haltbar zu machen, war wohl ein längerer Prozess mit vielen Zufallserkenntnissen. Ließen sie die Tierhaut einfach trocknen, wurde diese steinhart. Ließ man die Haut feucht, verweste sie.

ERSTE GERBMETHODEN

Irgendwann entdeckte der Mensch, dass Tierhäute bei Behandlung mit natürlichen Produkten wie Baumrinden oder Alaunstein zu einem weichen, haltbaren Leder wurden. Oder man kaute die Tierhaut und machte sie mit Ölen und Fetten weich.

Eine Methode, die übrigens noch bis heute bei den Eskimos üblich ist. Andere Höhlenmenschen verhingen die Eingänge ihrer Höhlen mit Tierhäuten zum Schutz und entdeckten dabei (wohl zufällig), dass der Rauch vom Lagerfeuer die Häute weich und haltbar machte.

Dass die pflanzliche Gerbung bereits im 4. Jahrtausend vor Christus im alten Ägypten bekannt war, weiß man durch Verzierungen auf einem Sarkophag, in denen Szenen mit Gerbern dargestellt sind. Und auch im Grab Tutanchamuns fand man (alaungegerbtes) Leder in gutem Zustand. Der Gerberberuf war damals hoch angesehen, Lederartikel zählten als sehr wertvoll. Ägypter aus höheren Gesellschaftsschichten trugen z.B. lederne Sandalen.


ÖTZIS LEDERBEKLEIDUNG

Auch die Menschen in der Stein- und Bronzezeit trugen bereits Kleidungsstücke aus verschiedenen Lederarten. Die bekannte Gletschermumie Ötzi, immerhin 5300 Jahre alt, trug bereits Gütel und Lendenschurz aus Leder. Der Gürtel des Mannes aus dem Eis besteht aus einem 4-5 cm breiten Kalbslederstreifen. Er wurde zweimal um die Hüfte gelegt und verknotet. Ein aufgenähtes Lederband bildet eine Gürteltasche, dessen Öffnung sich mit einem schmalen Lederstreifen zuknüpfen ließ. Der Lendenschurz ist ein viereckiges,ca. 33 cm breites Lederstück, das aus schmalen Ziegenlederstreifen gefertigt wurde.

Leder in der Antike & im Mittelalter

Oder denken wir an die Ausrüstung der Legionäre in der Zeit des Römischen Imperiums, hier wurde viel Leder verwendet.

Karthago war damals ein bedeutender Handelsplatz zwischen den Märkten Nordafrikas und denen des Mittelmeeres und besaß damit eine Monopolstellung für den Lederhandel in Europa und im Mittelmeerraum.

Im Römischen Reich wurden neue Gerbverfahren entwickelt und Lederartikel einfacher produziert. Somit konnten sich nun auch einfache Leute Ledersandalen leisten.

Im Mittelalter war man in Vorderasien und Nordafrika dem Gerberhandwerk Europas weit voraus. Aus Erzählungen des Weltreisenden Marco Polo nach seiner Rückkehr aus Asien erfahren wir von der dortigen Kunst der Lederherstellung - so z.B. von einem Enkel Dschingis Khans, der in einem mit Hermelinfellen überzogenen Lederzelt lebte und vergoldete Lederkleidung trug.

In Europa war im Mittelalter der Beruf des Gerbers harte körperliche Arbeit. Meist lagen die Gerbereien an Flüssen oder Bächen, in denen die Häute bearbeitet wurden. In vielen größeren Städten gab es ganze Gerberviertel, die ihr Handwerk schon am bloßen Geruch erkennen ließen. 

Ständiges Stehen im kalten Wasser, das Schleppen der schweren Häute und kontinuierlicher Gestank prägten das Handwerk - und machten die Gerber krank. Wer den Film "Das Parfüm" gesehen hat, kann sich die Situation der Gerber zur damaligen Zeit gut vorstellen.

Gerbermeister hatten dazumal einen hohen Verschließ an Lehrlingen und anderen billigen Arbeitskräften, da die Herstellungsprozesse oft mit gesundheitsschädlichen Substanzen und katastrophalen Arbeitsbedingungen einhergingen.

Entwicklung der Gerberei bis heute

Bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts stieg die Zahl der Gerber stark an, das bis dahin vor allem in größeren Städten betriebene Handwerk breitete sich auch auf dem Land aus. Ab 1750, als nach und nach handwerkliche Großbetriebe und Manufakturen entstanden, näherte man sich in Europa der Lederherstellung von der wissenschaftlichen Seite, um die Gerbverfahren zu optimieren.

Mit der Erfindung des industriellen Chromgerbens Ende des 19. Jahrhunderts gelang es dann, sehr angenehm weiche und dennoch stabile Leder herzustellen, die sich auch sehr gut färben ließen.

Bis heute ist Leder als edles Naturmaterial sehr beliebt. Ob Polstermöbel, Autositze, Kleidung, Accessoires und vieles mehr, Leder ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken.

“In des Leders Werdegang
ist die Hauptsach der Gestank.
Kalk, Alaun, Mehl und Arsen
machen's gar, recht weiss und schoen.
Eigelb, Pinkel, Hundeschiete
geben ihm besondere Güte.
Drum bleibt stets ein Hochgenuss
auf dem Handschuh zart ein Kuss

— Alter Gerberspruch









nach oben

In 3 Schritten zum richtigen Produkt!

Treffen Sie Ihre Auswahl:

Bitte treffen Sie eine genauere Auswahl, damit wir Ihnen die passenden Produkte empfehlen können.