"Veganes" Leder?

Zugegeben, wir als Echtleder-Experten haben Mühe mit der Bezeichnung "veganes Leder". Die treffendere Bezeichnung müsste "Kunstleder" oder "Lederimitat" lauten. Also Materialien, die versuchen, die positiven Eigenschaften des Leders zu imitieren, ohne dass dabei tierische Produkte verwendet werden.

"Veganes" Leder?

Eine kritische Betrachtung


Was denkt das Rind über veganes Leder?


Nunja, wahrscheinlich versteht es die Welt nicht mehr. Der Begriff veganes Leder ist so sinnfrei wie "Eile mit Weile" oder "stummer Schrei". Sprachwissenschaftler nennen so was "Oxymoron" (oxys = scharf(sinnig) und moros = dumm), also wenn eine Formulierung mit zwei sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. Ein Blick in den Duden beweist: "Leder ist aus Tierhaut durch Gerben gewonnenes ... Material". Also schließt sich die Begrifflichkeit "veganes Leder" schonmal per se aus. Soweit die Theorie.

Die Praxis ist, dass "vegan" zur Zeit einfach hipp und trendy klingt und für manche auch ist. Schließlich gibt es ja auch schon vegane Wurst, veganes Eis, und jetzt gibt es also auch veganes Leder. Bei Ledermöbeln ist das schlicht und einfach die vernebelte Bezeichnung für Echtleder-Alternativen. Das sind meist synthetische Materialien, also auf neudeutsch Kunstleder. Selbstredend klingt veganes Leder besser als Kunstleder, erweckt es doch den Eindruck von Natürlichkeit und Nachhaltigkeit. Das aber sind Kunststoffe definitiv nicht.

Der Verzicht auf Fleisch bei der Ernährung und das Besitzen von Gütern aus Leder, also Tierhaut, ist für Veganer unvereinbar. "Veganes Leder" (wir bleiben mal bei dieser Begrifflichkeit, auch wenn es uns dabei innerlich sträubt) suggeriert zunächst ein gutes Gefühl, man hat die natürlichen und angenehmen Materialeigenschaften von Leder im Sinn, schont dabei aber die Tierwelt. Doch die Wenigsten sind sich darüber im Klaren, dass ein Großteil der neuartigen "veganen" Alternativen zu Echtleder leider einfach nur schlichtes Kunstleder sind, also mehr oder weniger Plastik. Hashtag Umwelt?

Dann gibt es ja noch weitere vegane Leder-Alternativen mit so schwammigen wie irreführenden Begriffen wie „Rhabarberleder“, "Korkleder" oder "SnapPap-Leder". Für Laien klingt z.B. Rhabarberleder besser als "chromgegerbtes Leder" und ist im Herstellungsprozess auch durchaus umweltschonender. Doch das Material besteht nicht aus Pflanzenfasern, wie der Name vermuten lässt, sondern aus Tierhäuten, welche mit Pflanzenteilen (Rhabarberwurzel) gegerbt wurden. Also nix mit vegan. Wer also Wert auf vegane oder ökologisch sinnvolle Produkte legt, dem bleibt leider nichts anderes übrig als die Etiketten intensiv zu studieren.

Schlusswort

Eins ist uns noch wichtig. Wir haben absolut nichts gegen Echtleder-Alternativen aus synthetischen oder pflanzlichen Rohstoffen. Sie haben durchaus ihre Berechtigung und Vorzüge in manchen Bereichen. Wir haben nur etwas dagegen, wenn diese Materialien in ihrer Bezeichnung den Begriff "Leder" tragen, denn das ist schlichtweg falsch.


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